In Berlin werden potentielle Studienabbrecher in der U-Bahn informiert. Vielen Dank Frieder, für das Foto!
„Werbung hat sich gelohnt“ ???
Gerade höre ich im Radio (SWR2 – Campus), dass es durch intensive Werbung gelungen sei, dass mehr Frauen in MINT-Studiengängen studieren. (z.B. http://www.komm-mach-mint.de/)
Besonders erfreulich sei es, dass zum Beispiel im Maschinenbau lediglich (!) 42% (in Worten: zwoundvierzig) der weiblichen Studenten das Studium abbrechen, gegenüber 49% bei den Männern (Durchschnitt = 48% in den Ingenieurwissenschaften).
Ist das wirklich ein Erfolg, wenn die Hälfe wieder abbricht?
Gar nicht daran zu denken, wenn es durch mehr Werbung gelungen wäre, Frauen für die duale Ausbildung in technischen Handwerksberufen zu gewinnen. Und was wäre mit der Abbrecherquote, wenn dem Studium eine handwerkliche Ausbildung mit Praxisbezug vorausgeht?
Verpflanzt
Gestern ist mir eine Geschichte eingefallen, die vielleicht sogar in die Vorweihnachtszeit passt:
Ein junger Baum wird in einen Garten und in beste Gartenerde gepflanzt. So richtig will er aber nicht gedeihen – trotz zusätzlicher Düngung.
Da er im Garten nur Platz weg nimmt, aber trotzdem noch wachsen soll, wir er in einem Wald, auf stinknormalen Waldboden verpflanzt. Und siehe da: Er wächst und gedeiht und wird ein wunderbarer Waldbaum.
Und wenn er nicht gefällt wurde, dann….
Moral: Nicht für jeden Baum ist der besten Garten das richtige Umfeld zur vollen Entwicklung. Ob das was mit Studienumsteigern zu tun hat?
Jedenfalls frohe Weihnachten schon mal!
Anreize
Ende November hatte ich die Möglichkeit, an einer Fortbildung der Berufsschullehrer teilzunehmen. Anwesend waren Lehrer von allen vier Berufsschulen mit Rollladen- und Sonnenschutzmechatronikerklassen in Deutschland. Das Treffen fand in der Nähe von München statt und wurde von der Firma Heydebreck GmbH unterstützt. Entsprechend ging es auch um Holz-, Sicherheits- und Brandschutzrollläden.
Ich bekam Gelegenheit, den Lehrer meine Ideen zum Thema Studienabbrecher für das Rollladen – und Sonnenschutztechnikerhandwerk zu gewinnen vorstellen. Schließlich wären die Schulen davon betroffen, wenn plötzlich verstärkt Abiturienten in den Klassen säßen. Leider stand mir lediglich eine dreiviertel Stunde zur Verfügung.
Drei Aspekte sind bei diesem Thema wichtig:
- wie gewinnen
- wie ausbilden
- welche Anreize bieten
Die ersten beiden lassen sich relativ leicht umreißen mit den Begriffen online und electronicunterstützt.
Etwas schwieriger ist die Beantwortung der Frage welche Anreize man Studienaussteigern bieten kann, um sie davon zu überzeugen, sich für das Rollladen- und Sonnenschutztechnikerhandwerk zu erwärmen. Das wird nicht einfach und viele Seiten werden ihre Interessen und Möglichkeiten beschreiben müssen. Mein allererster Ansatz:
- in den ersten 24 Monaten nicht nur auf die Gesellen-, sondern gleich auf die Meisterprüfung vorbereiten. (Es besteht die Möglichkeit zum downgrade zur Standard-Gesellenausbildung).
- während dieser Zeit und vor allem 6 Monate nach der Gesellenprüfung intensive Praxistrainings, teilweise bei Herstellern.
- 6 Monate nach der Gesellenprüfung die Teile 1, 2 und 4 (Praxis, Theorie, Didaktik) der Meisterprüfung.
- Sind alle drei Teile bestanden bekommt der Mitarbeiter entsprechend seinen Fähigkeiten den Status eines Fachtechnikers mit einer Entlohnung, die über der eines Gesellen liegt und sammelt Praxiserfahrung.
- weitere 24 Monate später, also 4,5 Jahre nach Beginn der Ausbildung besucht der angehende Meister Kurse für den Teil 3 (Recht, Betriebsführung, Buchhaltung etc.) der Meisterprüfung.
- Alternativ dazu kann bei entsprechender Neigung auch eine Ausbildung zum Betriebswirt im Handwerk erfolgen.
- Nach erfolgreich abgelegter Prüfung ist er Meister im Rollladen- und Sonnenschutztechnikerhandwerk.
Bin mal gespannt, wie das aufgenommen wird um ob es sich so durchführen lässt.
Werdegang
Gestern habe ich beim Gassigehen einen Hund (Django) mit Mann getroffen. Der Mann hat erzählt. dass er früher in Enkenbach in die Schule gegangen ist. Jetzt wohnt er in Sindelfingen.
Er hat in Enkenbach den Hauptschulabschluss gemacht. Später wurde er Meister und hat auch noch den Betriebswirt gemacht. Heute ist er Abteilungsleiter bei einem Zulieferer von Mercedes.
Solche Werdegänge zeigen, dass es nicht unbedingt wichtig ist, zu studieren, um eine erfolgreiche berufliche Laufbahn zu haben.
Bazi und Django hatten auch ihr Vergnügen.
Meisterfeier in Darmstadt: „Die Politik muss das Bildungssystem neu denken.“
Unter dem Motto „Zukunft nur für Akademiker – erliegen wir dem Akademisierungswahn?“, stand am Donnerstagabend die Meisterfeier der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main im Wissenschafts- und Kongresszentrum in Darmstadt.
Weiterlesen: http://www.hwk-rhein-main.de/de/news-detail/_pressemeldung/pressemeldung-18-2014,1109,155.html?
….vor UND nach dem Studienbeginn…
Im Vorfeld Sorgen vermeiden?
Es gibt viel zu tun!
Auch wenn Studienabbrecher sicher Wissen aus ihrem Studium mitbringen, kann man vielleicht doch das Dilemma rund um einen Abbruch vermeiden, wenn man auch Gymnasiasten über interessante Aussbildungsberufe richtig informiert.
http://www.studienabbruch-beratung.de/nur-wenige-gymnasiasten-wollen-ausbildung-machen/
Studium ohne Hochschulreife?
Geht doch! Mit Gesellenbrief hier:
http://www.werkakademie-hessen.de/
Am 18.11.2014, 17:00 Uhr Infoabend im BTZ I in Wiesbaden
Jawoll: Immer druff!
„Die Welt“ schreibt am 19.10.2014:
„Politik erhöht den Druck auf Studienabbrecher
… Wer heute ein Studium anfängt und es wieder abbricht, darf kaum noch auf Verständnis oder gar Respekt hoffen. Vielmehr wird ihm vorgeworfen, sich an der (zahlenden) Gemeinschaft versündigt zu haben. Zumindest von der Politik. Die hat dem Phänomen Studienabbruch den Kampf angesagt.“
http://www.welt.de/politik/deutschland/article133437463/Politik-erhoeht-den-Druck-auf-Studienabbrecher.html
Was für ein Quatsch! Ein abgebrochenes Studium ist doch nicht vollkommen vergeudete Zeit! Wenn die Politik meint, etwas gegen die Verschwendung der Mittel für Studierende zu machen, dann sollte sie Mittel dafür aufwenden, jungen Menschen VOR dem Studium Alternativen aufzuzeigen – zum Beipsiel im Handwerk.